Gefahren für Igel

Igel haben sich unserem Siedlungsraum sehr gut angepasst.  Dennoch sind sie in diesem von uns Menschen dominierten Gebiet vielen Hindernissen und Gefahren ausgesetzt.

Theoretisch könnten Igel 7 bis 8 Jahre alt werden. Dieses Alter erreichen Igel in freier Wildbahn aber so gut wie nie. Ein Alter von 4 Jahren ist bei Igeln schon sehr selten. Realistischer für einen Igel ist eine Lebenszeit von nur 2 bis 3 Jahren. Und das, obwohl der Igel nur wenige natürliche Feinde kennt.

Natürliche Feinde des Igels

Am gefährlichsten werden einem Igel Dachs und Uhu. Durch ihre langen Krallen können sie auch einen vollständig eingekugelten Igel packen. Fuchs, Marder, und Iltis hingegen werden dem Igel nur dann gefährlich, wenn er zumindest teilweise seine Kugel öffnet. Deshalb kommen diese Tiere fast nur bei kranken, geschwächten oder jungen, ungeschickten Igel als Fressfeinde in Frage.

Die weitaus meisten Probleme entstehen dem Igel durch uns Menschen.

Der Igel leidet unter dem fortschreitendem Verlust geeigneter, naturbelassender Grünflächen und unter der Zerschneidung seines Lebensraumes. In der nachfolgenden Übersicht zeigen wir Ihnen die wichtigsten Gefahren für Igel auf und geben Tipps, wie sie diese für den Igel mindern oder beseitigen können.

 

1. Gefahr Nummer eins: Straßenverkehr

Unzählige Igel fallen jährlich dem Straßenverkehr zum Opfer

Neben kleineren Hindernissen wie Mauern und Zäunen sind es vor allem die Straßen, die dem Igel das Leben schwer machen. Sie stellen oft eine unüberwindbare Barriere für Igel dar. Wegen solcher Schranken kann der Igel benachbarte Gebiete nicht mehr erreichen. Somit entstehen kleine isolierte Igelpopulationen, deren Überleben langfristig stark gefährdet ist.

Versuchen die Igel trotzdem, die Strassen zu überqueren, endet ihr Leben oft unter den Rädern eines Autos. Laut Schätzungen der Deutschen Wildtierstiftung fallen allein in Deutschland jährlich etwa eine halbe Million Igel dem Straßenverkehr zum Opfer. Vor allem trifft es die Männchen, die während der der Paarungszeit bis zu 5 Kilometer pro Nacht zurücklegen und  auf der Suche nach einem Weibchen oft jede Vorsicht vergessen.

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • aufmerksame und  rücksichtsvolle Fahrweise

  • Beachtung von Geschwindigkeitsbeschränkungen,  insbesondere während der Dämmerung und bei Nacht im Bereich durchgrünter Siedlungsbereiche 

 

2. Gefahr: Gartengeräte

Eine Wiese wird mit einer elektrischen Gartensense gemäht
Zahlreiche Igel werden immer wieder durch elektrische Mähgeräte lebensgefährlich bis tödlich verletzt

Zusätzlich zu den Straßen lauern noch zahlreiche weitere Gefahren auf die Igel. Sie werden zum Beispiel nicht selten durch Mähgeräte oder andere Gartenwerkzeuge lebensbedrohlich oder gar tödlich  verletzt.

Rasenmäher, Tellersensen und Kantenschneider können beim Mähen unter Sträuchern, Hecken und an unübersichtlichen Stellen Igel, die dort gerne ihren Tagschlaf halten, töten oder schwer verletzen. 

Auch Mähroboter stellen – entgegen der Beteuerungen der Hersteller – eine ernsthafte Gefahr für Igel dar, insbesondere dann, wenn sie unbeaufsichtigt und nachts zum Einsatz kommen.  Seit dem Aufkommen des neuen Trend Mähroboter erhalten wir in letzter Zeit gehäuft schwer verletzte Igel, deren Gliedmaßen unter Mähroboter geraten sind uns diese verstümmelt oder gar ganz abgetrennt wurden. 

Beim Umsetzen von Kompost-, Reisig- oder Misthaufen mit Mistgabeln sollten Sie vorsichtig zu Werke gehen: Igel könnten dort ihren Unterschlupf haben und lebensgefährlich verletzt werden.

Laubsauger saugen nicht nur Laub, sondern auch Kleinlebewesen (Igelnahrung) und sogar kleine Igel auf. 

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • beim Einsatz elektrischer Mähgeräte vorher unter Hecken und Sträuchern sicherstellen, dass sich keine Igel dort aufhalten.  Ggf. das Mähen dort ganz unterlassen.

  • noch besser: ganz auf Balkensense & Co. verzichten und statt dessen auf Handsichel oder Sense zurückgreifen. Immer vorsichtig mähen!

  • hohes Gras nur nach vorheriger Nachschau schneiden

  • Mähroboter nie unbeaufsichtigt und nicht in der Dämmerung oder nachts einsetzen

  • beim Umsetzen von Gartenhaufen immer vorher sicherstellen, dass sich keine Igel im oder unter dem Haufen befinden.  Sollte das der Fall sein, das Umsetzen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben oder vorsichtig per Hand umschichten. Ausnahme: Igenester mit Jungtieren dürfen nicht umgesetzt werden!

  • auf Laubsauger verzichten und statt dessen den guten alten Laubrechen zum Zusammenharken von Laub verwenden. Sollte sich der Einsatz eines Laubsaugers gar nicht vermeiden lassen: Laub statt dessen mit einer niedrigen Stufe der Blasfunktion unter Büsche und Hecken pusten


 

3. Gefahr: Einzäunungen und Netze

Dieser Weidezaun bietet Igeln und anderen Kleintieren einen gefahrlosen Durchschlupf


Drahtzäune
können Igeln zur Falle werden, da sie beim Durchschlüpfen leicht hängen oder stecken bleiben.  Selbst in grobmaschigen Maschendrahtzäunen bleiben Igel beim Durchschlüpfen leicht hängen. Igel können sich hierbei verletzen, sich Gliedmaßen abschnüren oder sie verhungern, weil sie feststecken und sich ohne Hilfe nicht von selbst befreien können.

Elektrische Zäune , z.B. elektrische Weidenetze, wie sie vielfach in der Schafhaltung verwendet werden, sind für Igel eine Todesfalle, wenn stromführende Drähte waagerecht und dabei gleichzeitig zu dicht am Boden entlang führen.

Vogelschutznetze auf Beeten, über Beerensträuchern und Obstbäumen angebracht, sollten nicht bis zum Boden herunterhängen. Igel und Vögel können sich darin verheddern und finden oft nicht wieder hinaus. In Gärten und und um landwirtschaftliche Betriebe herum verfangen sich Igel immer wieder in unachtsam liegengelassenen Strohnetzen, Vogelschutznetzen und Folienresten oder werden sogar mit letzteren unbemerkt „entsorgt“.

 

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Zäune und Tore von vornherein so anbringen, dass kleinere Tiere hindurchschlüpfen können

  • Maschendrahtzäune an einigen Stellen nach oben biegen, sodass ein Durchschlupf von ca. 10 x 10  bis 15 x 15 cm entsteht

  • bei elektrischen Zäunen stattdessen flexible Zaunsysteme ohne vertikale Litzen verwenden

  • Vogelschutznetze an Gehölzen straff und möglichst geschlossen spannen und auf einen Bodenabstand von mindestens 40 cm achten. Auf ebenerdige Netze auf Beeten möglichst verzichten

  • sonstige Netze, Schnüre, Drahtrollen,  Folien, Plastiksäcke  u.ä.  nicht am Boden lagern und besser einräumen

 

4. Gefahr: Abstürzen oder Ertrinken

Ohne eine Ausstiegshilfe kann auch der schönste Gartenteich für Igel zur Todesfalle werden

Oft fallen Igel in steilwandige Gruben, Schächte, Gräben oder ebenerdige, betonierte Kompostbehälter, aus denen sie allein nicht mehr herauskommen.

Auch Kellerfenster und Lichtschächte sind solche Fallen, in die der Igel geraten kann. Knochenbrüche und innere Verletzungen sind dann nicht selten die Folge für Igel in solchen Notsituationen. Oder sie verhungern und verdursten, wenn sie nicht rechtzeitig gefunden und befreit werden.

Kellertreppen werden für hinabgestiegene oder -gefalle Igel schnell zur Falle. Die Stufenabstände sind für Igel oftmals zu hoch, sodass sie nicht allein wieder hinaufgelangen können. Werden sie nicht rechtzeitig gefunden und aus ihrer Notlage befreit, verhungern und verdursten die so gefangenen Tiere. 

Igel sind zwar erstaunlich gute Schwimmer und können sich durchaus für ein paar Minuten recht gut über Wasser halten. Doch in steilwandigen Gartenteichen und Schwimmbecken sowie ebenerdigen Wasserbehältern (z.B. Regentonnen und offene Wassertanks) können Igel jämmerlich ertrinken. Weil sie an den steilen Begrenzungen abrutschen und nicht aus eigener Kraft das rettende Ufer erreichen können, sind sie irgendwann erschöpft und ertrinken. Werden sie nicht zufällig und rechtzeitig entdeckt, sind solche Wasserstellen oft ein Todesurteil für Igel.

Obwohl Hülsen von Wäschespinnen oder Fahnenmasten recht eng sind, können kleine Igel hineinfallen und kommen nicht wieder hinaus.

Ebenerdige Gullys auf Straßen und die Abflussschächte in Gärten, Höfen und Weinbergen sind tödliche Fallen für Igel und andere Kleintiere, die darin verhungern oder ertrinken.


Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Legen Sie in steilwandige Gruben, Schächte und Gräben ein Brett als Ausstiegshilfe hinein oder böschen Sie z.B. das Ende eines Grabens mit Erde schräg an (Rampe). Machen Sie diesen Vorschlag auch Arbeitern, die mit Leitungsbau (Gas, Strom, Wasser, Telefon und TV-Kabel) beschäftigt sind

  • Damit Igel und andere Kleintiere nicht in Kellerfenster oder Lichtschächte fallen, sollten diese mit engmaschigem Gitter gesichert werden.

  • Igel, die eine Kellertreppe hinab gefallen sind, können sich leicht selbst retten, wenn man auf jede Stufe seitlich einen Ziegelstein legt, um die Stufenhöhe zu verringern.

  • Ein in Teiche, Schwimmbecken und steilwandige Wasserbehälter hineingelegtes Brett mit Querleisten oder eine Schilfmatte (an beiden Enden am Ufer mit Steinen beschwert) als Ausstiegshilfen können für Igel lebensrettend sein.

  • Hülsen von Wäschespinnen sollten mittels der daran angebrachten Deckel verschlossen werden, Löcher von Masten sichert man z.B. mit einem Holzpfropf.

  • Engere Gitterstäbe an Gullys und Abflusschächten verhindern, dass kleinere Tiere hineinfallen können. Zusätzliche Ausstiegshilfen bieten den Tieren eine Chance, sich zu befreien.

 

5. Gefahr: Feuer

So mancher Igel verbrennt qualvoll und unbemerkt unter brennenden Holzstapeln

Unter Holz-, Reisig- und Laubhaufen können sich immer Igel oder andere Kleintiere versteckt halten. Leider fallen Igel noch immer Garten- und Brauchtumsfeuern (z.B. Osterfeuer,  Martinsfeuer,  Sonnenwendfeuer usw.) zum Opfer und verbrennen qualvoll und oft unbemerkt.

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Unmittelbar vor dem Verbrennen von Gartenabfällen – soweit dies überhaupt gestattet ist – sollten die Haufen vorsichtig umgesetzt werden und auf eventuell schlafende Igel oder andere Kleintiere überprüft werden.

  • Dasselbe gilt für Brauchtumsfeuer. Das Brennmaterial möglichst erst kurz vor dem Abbrennen und unter Aufsicht aufschichten. Achten Sie darauf, dass während dessen keine Kleintiere Zuflucht in dem Haufen suchen. Oder verzichten Sie ganz auf solche Feuer. 

 

6. Gefahr: Unbemerktes Einsperren

Igel verlaufen sich nicht selten in Scheunen, Schuppen oder Gartenhäuschen und werden nicht bemerkt. Ausschlupfmöglichkeiten verhindern, dass der Igel in einer Falle sitzt

Manchmal werden Igel versehentlich in Garagen, Gartenhäuschen, Geräteschuppen oder Treibhäusern eingesperrt. Werden Sie nicht rechtzeitig bemerkt, können die Tiere darin verhungern und verdursten.

 

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Durch eine kleine Ausschlupföffnung in Garagen, Schuppen und Treibhäusern oder eine nur von innen aufschwenkbare Klappe (Katzenklappe) in Wand oder Tür eingebaut, können unbemerkt eingesperrte Igel schnell entkommen.

 

7. Gefahr: Hunde

Auch wenn er nur spielen will: Hunde können für Igel gefährlich werden

Herumtollende oder noch junge und verspielte, vor allem aber jagdlustige  Hunde können Igel schwer verletzen oder töten. Die verursachten Bisswunden sind meist sehr tief, heilen schlecht und sind für den Igel besonders in den wärmeren Monaten das Einfallstor für schwere Entzündungen und tödlichen Madenbefall.  Igel sterben auch meist, wenn Hunde sie aus dem Winterschlafnest ausgraben.

 

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Hunde im Freien bitte unter Aufsicht halten, abends beim Gassigehen anleinen und sie im Dunkeln nicht frei im Garten herumtoben lassen.

  • Bitte unbedingt darauf achten, nachts kein Futter in Hundezwingern stehen zu lassen!

 

8. Gefahr: Abfälle, Müllsäcke, Dosen

Ob Getränke oder Reste von Joghurt, Soßen oder Suppe: Alles was irgendwie lecker riecht, ist für den Igel interessant. Verpackungen können zur Todesfalle für Igel werden.

In achtlos weggeworfenen Behältnissen – z.B. Katzen- oder Hundefutterdosen, Joghurtbechern – suchen Igel neugierig nach Resten und verklemmen sich womöglich. Wenn die Igel nicht entdeckt werden, sind sie zum Tode verurteilt.

Unterschlupfsuchende Igel zerreißen die Folie von Plastiktüten und Müllsäcken, kriechen hinein und werden mit der Müllabfuhr abtransportiert. Ebenfalls gefährlich sind die Plastiktrageringe von Getränkedosen.

 

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Plastiktüten und volle Müllsäcke („Gelbe Säcke“) sollten zugebunden sein und nicht unnötig lang im Freien stehen.

  • Geöffnete Katzen- und Hundefutterdosen sowie sonstige Büchsen und Plastikbecher bitte nicht im Freien und nicht in Bodennähe stehen lassen.

 

9. Gefahr: Gifte, Köder, Schneckenkorn

Gifte, Fallen, Schneckenkorn & Co. gehören nicht in einen igelfreundlichen Garten

Es liegt auf der Hand, dass auch Igel in Mäuse- und Rattenfallen gelangen können und durch selbige schwer bis tödlich verletzt werden können.

Selbst Giftköder in engen Röhren können für kleine Jungigel zur tödlichen Gefahr werden, denn sie erkunden neugierig interessante Gerüche (Köder) und gelangen auch durch kleine Öffnungen. Vergiftungserscheinungen bei Igeln sind leider keine Seltenheit, und nur die wenigsten Igel überleben den Kontakt mit vergifteten Ködern.

Dieselben Gefahren gehen für den Igel von Pflanzenschutzmitteln, Schneckenkorn und sonstigen Gartengiften aus, denn ein Kontakt mit ihnen lässt sich niemals ganz ausschließen. Die Folge für den Igel sind Lähmungen, Organschäden, schwerste Vergiftungen bis hin zum Tod.

Tipps zur Gefahrenvermeidung:

  • Mause- oder Rattenfallen sollten mindestens 50 cm hoch und sicher auf Tische, auf oder in Kisten, auf Mauern oder Bretterstapel gestellt werden, so dass sie nur von den Nagern, nicht aber von Igeln erreicht werden können.

  • Ebenso verfährt man mit Giftködern. Diese bringt man jedoch zusätzlich in engen Röhren unter, um z.B. Vögel oder Eichhörnchen nicht zu gefährden.

  • Verzichten Sie in einem igelfreundlichen Garten generell auf Gartengifte jeglicher Art, ganz egal ob Herbizide, Pestizide oder (für Igel ungefährliches) Schneckenkorn. Setzen Sie statt dessen auf integrierten Pflanzenschutz durch günstige Mischkulturen, natürliche Fressfeinde, manuelle Wildkrautbeseitigung und die Herstellung eines ökologischen Gleichgewicht in Ihrem Garten.

  • Sammeln Sie Schnecken am Abend ab und tragen Sie sie ca. 1 km weit an einen anderen Ort. Gönnen Sie sich diesen kleinen Abendspaziergang, indem Sie das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.